HRI Preis für Menschenrechte 2008

Nasrin Sotoudeh Langroudi

Nasrin Sotoudeh (Iran – 1963), nachdem sie in Teheran das Studium der Rechtswissenschaften abgeschlossen hatte, widmete sie sich dem Beruf des Anwalts. In ihrer Tätigkeit hat sie sich besonders wegen ihrer Verteidigung von zahlreichen Aktivistinnen für Menschenrechte hervorgetan, welche wegen ihrem Einsatz für die Anerkennung der Grundrechte gegenüber den iranischen Behörden ungerechtfertigt eingesperrt und in ihren Rechten eingeschränkt wurden.

Auch wurde sie bekannt wegen ihrer Verteidigung von mittellosen Minderjährigen, von denen mehrere gefoltert und zum Tode verurteilt worden waren. Sie unterstützte außerdem jene Frauen, die an der Unterschriftenaktion “One Million Signatures Campaign” gegen die diskriminierenden iranischen Gesetze gegenüber Frauen und im Besonderen gegen die einseitigen Rechte von Männern im Bereich Scheidung, Polygamie und Sorgerecht für Kinder beteiligt waren.

Am 12.06.2008, am Nationalen Tag der Solidarität der iranischen Frauen in Teheran, wurden 8 protestierende Aktivistinnen verhaftet. Sie wurden daraufhin angeklagt wegen Beteiligung an einer nicht genehmigten Protestaktion gegen die iranischen Behörden. Nasrin Sotoudeh, die sogleich ihre Verteidigung übernommen hat, wurde ebenfalls festgenommen, inhaftiert und nur deshalb wieder freigelassen weil sie ihren erst kürzlich geborenen Sohn stillen musste.

Die Preisträgerin hat folgende Artikel zum Thema Menschenrechte veröffentlicht:

  • “Women’s Rights, before and after revolution” (Rechte der Frauen, vor und nach der Revolution), Nameh Magazine Feb. (2004)
  • “Who is responsible for children rights?” (Wer ist für die Rechte der Kinder verantwortlich?), Aban, 139. (2004)
  • “Women’s Rights in constitutional laws: Japan, Russia, United States of America, Bulgaria and Iran” (Rechte der Frauen in den Verfassungsrechten: Japan, Russland, USA, Bulgarien und Iran), jomhouriat Newspaper, 9. (2004)
  • “Chain murders in Iran” (Kettenmorde im Iran) , Aban Magazine. (Nov. 1999)
  • “Women world day and Iran’s law” (Der Welt-Tag der Frau und das iranische Recht), Aban, 68. (1999)
  • “Political crimes in the law and criminology” (Politische Verbrechen im Gesetz und Kriminologie), jame’eh Newspaper. (1998).

In ihrem Heimatland arbeitet sie ständig mit der Friedensnobelpreisträgerin des Jahres 2003 Frau Ebadi Shirin zusammen.

Ihr ständiger Einsatz für die Menschenrechte, sowie für die Verteidigung der Menschenrechtsverfechter haben HRI dazu bewogen ihrem Mut und ihren Bemühungen Sichtbarkeit und internationale Anerkennung zu verleihen.

MERAN (Italien), Dezember 2008

Der Verwaltungsrat von HRI

Der Präsident

RA Dr. WOLFGANG WIELANDER

News vom Human-Rights-International (HRI)-Preis 2008

Über 100 Menschen hatten gestern abend im Saal des Hotel Steigenberger in Meran der ersten Preisverleihung des Human-Rights-International (HRI)-Preis 2008 beigewohnt. Höhepunkte des Abends war die Entgegennahme des Preises von Ehemann Reza Khandan Heris und der neunjährigen Tochter Mehrawe von Nasrin Sotoudeh. Seine Rede und die anschließende Videobotschaft von Sotoudeh waren große Momente der Rührung.

Der Abend war ein voller Erfolg. Die Übergabe des HRI-Preises fand in einem äußerst feierlichen Rahmen statt und es gab mehrere Momente der Rührung und Ergriffenheit.

Die GastgeberInnen Adi Pfitscher von HRI, Bozen, und Sissi Prader vom Frauenmuseum Meran eröffneten den Abend. Sie bedauerten beide, dass Nasrin Sotoudeh nicht anwesend sein konnte, hießen aber beide herzlichst Ehemann Reza Khandan Heris und Töchterchen Mehrawe von Nasrin Sotoudeh willkommen. Sie übergaben das Wort an Marcella Pirrone, die bekannte Bozner Rechtsanwältin, die sich seit Jahren vor allem für die Rechte der Frauen einsetzt und es als Ehre betrachtete, für diesen Abend die Moderation zu übernehmen. Michael Lösch begleitete musikalisch den Abend. 

Vanda Carbone begrüßte als Vertreterin der Stadtgemeinde Meran die Gäste und Maria Grazia Barbiero, zuständig im italienischen Parlament für Frauenangelegenheiten, erinnerte daran, dass in diesem Jahr auch die Preisträger des Alexander-Langer-Preises nicht zur Übergabe erscheinen
konnten und ihr Schicksal bis heute ungewiss ist. Sie lobte vor allem das Frauenmuseum Meran für seine Netzwerkarbeit und HRI dafür, ihren ersten Preis einer Frau zu vergeben. In ihrer Rede plädierte sie für die Frauenrechte, die ein natürlicher Teil der Menschenrechte seien, und erklärte an einigen Beispielen in der Welt, wie viel diesbezüglich noch zu tun sei. 

Shirin Ebadi, die erste Schirmfrau des Abends, war ebenfalls mit einer Videobotschaft zugegen, in der sie ihrer Kollegin Nasrin Sotoudeh gratulierte. Astrid Schönweger trat als die Koordinatorin des Netzwerkes „womeninmuseum“ als zweite Schirmfrau auf und erzählte, dass im Iran das erste Frauenmuseum in der musulmanischen Welt geplant sei. 

Daraufhin wurden eine Urkunde und 5500 Euro Preisgeld von Adi Pfitscher und Sissi Prader an den Ehemann von Nasrin Sotoudeh und sein Töchterchen gereicht. Im Gegenzug schenkten die beiden den beiden Institutionen im Auftrag von Nasrin jeweils eine silberne Blume, als Dankeschön für ihren Einsatz für die iranische Frauenbewegung. 

Reza Khandan Heris bedankte sich mit der Hand an seinem Herzen, aber unter anderem auch mit einem Brief seiner Frau, den sie, nachdem sie am Flughafen festgehalten worden war, geschrieben hatte und in dem sie betonte, dass sie sich darauf freue, eines Tages sich „in Iran oder in Italien oder sonst wo“ zu treffen. Höhepunkt des Abends war ihre Videobotschaft, in der sie nochmals, mit teils sehr bewegenden Bildern der Frauenbewegung auf den Straßen Irans,
erklärte, mit wie viel Einsatz und Risiko sich die Frauen im Iran für die eigenen Rechte, aber auch für die Menschenrechte und die Demokratie im eigenen Lande einsetzen. Sie erklärte, dass sie vollkommen davon überzeugt sei, dass mit friedlichen und juristischen Mitteln das System in Iran geändert werden könne.

Für die Übersetzung der ergreifenden Worte war extra die persönliche Übersetzerin von Shirin Ebadi Ella Mohammadi aus Rom angereist. Ehrenamtlich hatte sie sich den ganzen Abend zur Verfügung gestellt, die ergreifenden Reden der Schirmfrau Ebadi, des Ehemannes von Sotoudeh sowie die Videobotschaft von Nasrin Sotoudeh live ins Italienische zu übertragen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert